Donnerstag, 19. April 2012

fortschritte.

Durch den Impuls eines schottischen Waldorf Sportlehrers, der uns für einige Tage in unserem Projekt half, hat sich unser "pädagogisches Konzept" in vielerlei Hinsicht verändert und zu einem deutlich entspannterem Arbeitsklima geführt. 


Die Aufmerksamkeit auf diejenigen Kinder lenken, die interessiert an der Stunde teilnehmen, ist der wichtigste Bestandteil unserer neuen Vorgehensweise. Nicht dem Kind, dass rumturnt, schreit, schwatzt, unsere Materialien ohne zu fragen nimmt Beachtung schenken, sondern diejenigen, welche vorbildhaft am Unterricht teilnehmen loben und mit ihnen weiterlernen. Wichtig dabei ist es den "Störenfrieden", sobald sie nur eine Kleinigkeit richtig machen, ein Lob, eine positive Aufmerksamkeit entgegenzubringen. So lernen die Kinder und Jugendlichen, dass sie nur Aufmerksamkeit von uns bekommen, wenn sie sich ordentlich verhalten. Zudem schafft diese Technik für uns eine andere Arbeitsatmosphere: Wir loben und zwar oft, sind nun endlich für die Kinder da, die wahrhaft Interesse an unseren Aktivitäten haben und haben nicht immer das Gefühl in der Stunde eigentlich mehr ermahnt als unterrichtet zu haben. 
Der Tipp des Schotten, Kindern bräuchte man Dingen nicht mehrmals sagen, sie hören es schon beim ersten Mal, bewahrheitet sich für mich zudem vollkommen. Ich weise ein Kind nun nur noch einmal daraufhin, wenn es etwas falsch macht, schreie nicht zehnmal, komm zurück und leg die Jonglierbälle zurück in die Box, sondern wende meine Aufmerksamkeit zu denen Kindern, die mitmachen und versuche ein dickes Lob auszusprechen, wenn oft lang erscheinende Momente später "das Kind" die Bälle zurücklegt. Viele unserer "Schüler" suchen aktiv nach der Aufmerksamkeit bei uns und wenn sie diese durch ihr Fehlverhalten nicht mehr bekommen, suchen sie sie auf die richtige Art und Weise - kehren in den Kreis zurück, machen die Übung etc..
Natürlich ist es sehr herausfordernd diese neuen Impulse umzusetzen, da es ausgesprochen schwierig ist, Kinder die schreiend um den Kreis herumtanzen, in welchem wir eine Übung zeigen, keine Beachtung zu schenken. Dieses Ignorieren der "Störenfriede" fällt natürlich auch den mitmachenden Kindern und Jugendlichen schwer. So werden unsere Kreise oft immer kleiner bis nur noch diejenigen da sind, die wirkliche etwas lernen wollen. Doch das empfinde ich als genau richtig.
Ich habe nun auch verstanden, dass es nicht die richtige Vorgehensweise ist hinter Kindern herzurennen, die beispielsweise Material geklaut haben, sondern auf ihre Kontaktsuche zu warten, die Zumal einige Zeit auf sich warten lassen kann. Wenn sie diesen Kontakt nicht suchen, dann suche ich nun den Kontakt mit der mir übergestellten Autorität, den Erzieherinnen, oder den Eltern, um das Problem zu lösen. Ich habe gemerkt, dass es nichts bringt die Kinder am Arm festzuhalten, um mit ihnen kommunizieren zu können, oder sie aus dem Unterricht zu schmeissen, es müssen Wege ohne dem physischen Kontakt sein! 
Mit dieser neuen Vorgehensweise erlebe ich auch mich als ruhiger, werde nicht so schnell selbst emotional gepackt - genervt, wütend - und merke das mich die Kinder immer mehr als natürliche Autorität erleben. 


Grüsse aus der Favela, 
Jonas





2 Kommentare:

  1. ...so einfach und doch genial!
    Freue mich rießig über deinen neuen Eintrag und die super Entwicklung eurer Arbeit.
    Ich wünsche euch noch viel Spaß, macht weiter so.

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  2. Dem kann ich mich nur anschließen! einfach - genial!
    ganz liebe Grüße jan

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