Samstag, 31. Dezember 2011

Sommerhit - Musik an jeder Strassenecke

Musik ist aus den Strassen Brasiliens nicht wegzudenken. Zu jeder Tageszeit lieben es die Brasilianer gerade zu ohrenbetaeubend laut Musik zu hoeren und dabei die ganze Nachbarschaft mitzubeschallen. So ertoenen aus vielen Haeusern, aber mit Sicherheit aus der Garagenkneipe um die Ecke, zum Hueften schwingen anregende Rhytmen: Forró, Samba und nicht selten Funky Musik. Letztere klingt wie eine Mischung aus House und Rap und basiert auf einem mit Mundlauten gemachten Grundbeat - "un cha cha un cha". Aus vielen Autos schallt dann jene Musik und oft fragt man sich, ob wohl das Soundsystem oder das Auto an sich teurer gewesen sind. Schon des oefteren bin ich nachts von dem Sound eines dieser vorbeifahrenden Autos erwacht. 




Vor dem Aufbruch zu einem Indianerdorf sitze ich hier gerade in der Favela, in welcher Bu´s Familie ein kleines Haus bewohnt. Punkt Mittag haben die Nachbarn ihren Grill, das Bier und natuerlich eine riersige Boxe ausgepackt und beginnen jetzt das wohl weit ueber 12 Stunden andauerende Silvesterfest, gemuetlich und froehlich in ihren Plastikstuehlen sitzend und bei der richtig lauter Musik schwaetzend.

Der Link zeigt den Sommerhit in Brasilien, der sich fuer mich hier in Manaus sogar als Winterhit entpuppt:







Einen Guten Rutsch wuensche ich euch, 
herzlich, 
Jonas

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Fluss und Dickicht

Nach einer kleinen morgendlichen Yaga- und Meditationssession mit einigen Freunden in Sao Paulo, wartete fuer mich an diesem Heilig Abend ein Flug nach Manaus, einer knapp zwei millionen Stadt am Ufer des riesigen Rio Negro, welcher sich nur einige Kilometer weiter mit dem Rio Branco zum legendaeren Amazonas verbindet.
Angekommen am Flughafen empfing mich Bu´u, ein Indio, den ich ueber eine Freundin in Monte Azul kennenlernen durfte und mit welchem ich nun die kommenden zwei Wochen verbringen werde. Angetrunken, aber unglaublich entspannt und herzensgut lotste er mich zu einem Weihnachtsfest seiner Familie. Weihnachten nahm fuer mich von diesem Moment an schon wieder eine andere Wende und ich trank froehlich mit den offenherzigen Indios und tanzte bis in die Morgenstunden Forró (ich musste gerade meinen Internetcafeenachbarn kurz fragen wie man den Namen dieses traditionellen Tanzes wohl buchstabiert). Beseelt schlief ich drei Stuenden in einem Zimmerchen mit bestimmt sieben anderen, unter einer Haengematte liegend.
Bu schlief garnicht, doch nahm er mich gleich am naechsten morgen mit zu dem Strand von Manaus - Praia Ponta Rio Negro - und anschliessend zu einem Indianerdorf. Wir fuhren mit einem kleinem Linienboot und schon die Fahrt auf diesem riesigen Rio Negro war atmeberaubend. Noch mehr beeindruckte mich jedoch die Ruhe und friedvolle Atmosphaere des Dorfes. Ein Spaziergang an einem Seitenarm des Rio Negros war eine weitere Augenweide: nur einige hundert Kilometer unter dem Aequator liegend, ist hier gerade Winter und der Fluss hat einen niedrigen Stand, sodass grosse Teile des Flussufers sich in weissen Strand verwandelt hatten und auf dem noch vorhandenen Uferwasser ein sattgruenes Pflanzenreich entstanden ist. Nach einem Bad in dem lauwarmen Rio Negro, spielten wir Fussball und kehrten nach Manaus in das Favelahaeusschen von Bu´s Vater zurueck.












Den folgenden Tag verbrachte ich in Manaus, kaufte Mosquitonetze, informierte mich ueber Bootstouren, denn Boote sind, um aus der Stadt hinauszukommen, das Hauptverkehrsmittel und wunderte mich aufs Neue wie es die Brasilianer schaffen in der dieser "aeusserlichen Unordnung" so unebeschwert und lebensfroh zurecht zu kommen.



















Gesten verbrachten Bu und ich den Tag in einem Indianerdorf in Rio Preto da Erva. Aufs Neue wurde ich von den Indianern mit einer unglaublichen Gastfreundschaft begruesst und versorgt. Den ersten richtigen Urwaldtrip durfte ich dann aber gleich mit einem etwa einjaehrigen Kleinkind auf dem Arm miterleben. Mit diesem echt goldigen Jungen auf dem Arm schlugen wir uns etwa eine Stunde durch das Unterholz. Es war sehr aufregend, denn eigentlich war ich noch ganz damit beschaeftigt den Boden nach wohlmoeglich gefaehrlichen Tieren abzusuchen, hatte eigentlich nicht da Gefuehl Verantwortung fuer das Kind uebrnehmen zu koennen, geschweige denn die Natur zu wirklich wahrzunehmen, aber es war trotzdem toll.
Wieder wurde anschliessend Fussball gespielt und Tapioka, eine Art Brot, dass aus dem Mehl der Monioka-Wurzel gewonnen wird, gegessen.















Heute war ich bei den "Encontro das Auguas". Rio Negro und Rio Branco fliessen dort, aufgrund von unterschiedlichen Temperaturen, Naehrstoffgehalten und Fliessgeschwindigkeiten fuer einige Kilometer feinsaeuberlich voneinander getrennt nebeneinander her.





Silvester werde ich nun mit Bu´s Familie in einem traditionellen Indianerdorff verbringen und bin darauf schon sehr gespannt.


Euch in Deutschland wuensche ich Kraft und Mut fuer das Jahr 2012,
mit herzlichen Gruessen,
Jonas





Freitag, 16. Dezember 2011

Möglichkeit zu Spenden

Liebe Freunde und Verwandte, 


seit drei Monaten haben Sonja, Ole und ich nun schon die Möglichkeit die Associacao Comunitaria Monte Azul kennenzulernen und haben sie lieben gelernt. Wir erleben täglich mit, wie rund 220 Mitarbeiter und Freiwillige Liebe und Freunde - ein kleines Licht - in drei Favelas von Sao Paulo tragen und mit den Favelados gemeinsam eine verbesserte Lebensqualität schaffen. 


Um die Arbeit dieses sozialen Projektes zu unterstützen habt Ihr die Möglichkeit zu spenden. 
Hier vor Ort erleben wir, dass alle Mittel, die hier eintreffen sinnvoll, konstruktiv und menschennah eingesetzt werden. 
Die Spendenannahme wird in Deutschland von den "Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiner e.V." durchgeführt und man erhält für jeden Spende eine Spendenbescheinigung. 


Kontoverbindung: 
Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiner e.V.
Ktn: 398 007 04
BLZ: 60010070
Postbank Stuttgart
Verwendungszweck: Monte Azul, Ziffer 4720


Wir senden euch freudige Grüsse aus der Hitze 
und wünschen Euch viel Spass beim Spenden, 
i.A. Jonas 




http://www.monteazul.de/

















"das gesetz der kleinen schritte"




Gestern haben wir das erste Mal die Slackline ausgepackt und die Kinder aus der Favela bei ihren ersten zaghaften Schritten unterstützt. Es war ein freudiges Gewackel auf dem Seil, ein Spass für die Kinder und für uns. 





Langsam, aber stetig beginnen wir zu lernen mit der Art der braslianischen Kinder umzugehen, doch ist es immer noch eine Herausforderung den Kindern Dinge in Ruhe erklären zu können ohne das jemand zwischenrein redet, oder sich andere zu den Drachen umdrehen, die im Moment überall aus der Favela zum Tanz/Kampf in die Lüfte emporsteigen. Wir vermissen immer wieder eine echte Konzentration für die Aktivitäten, welche wir den Kindern anbieten. 
Die Arbeit ist dennoch eine Freude, da wir immer wieder Fortschritte feststellen. Es gibt beispielsweise schon einige Kinder, welche jedes mal in die "aula de circo" in die Favela kommen und beginnen Ehrgeiz zu entwickeln. Auch freuen wir uns das Romerson, ein echt schwieriger Junge von etwa 10 Jahren, immer wieder zum Unterricht kommt. Eine wirkliche Familien hat er wohl nicht, sondern lebt mit Geschwistern und Verwandten zusammen. Von seinen Altersgenossen wird er als "mau educado" (schlecht erzogen) abgestempelt und ausgeschlossen und ist oft alleine. Immer wieder redet er schlecht über andere, legt sich mit ihnen an und verhält sich ihnen gegenüber schlichtweg fies. Ein unmögliches Verhalten hatte er auch anfangs uns gegenüber. Er nahm uns Requisiten weg, hörte kein Stücke, wenn wir ihm etwas verboten, schlug und beleidigte uns. Mit immer wieder neuem, liebevollen auf ihn Zugehen konnten wir in den letzten Stunden ein vertrauteres Verhältnis zu ihm aufbauen. Nun kommt er immer wieder  zu Sonja oder uns zwei Jungs um auf den Arm genommen zu werden, oder einfach um mit uns zu spielen. 


Die wundervollen Frauen, mit welchen wir abends zusammen in der Favela arbeiten, sagten uns
vor der ersten Stunde: "Das, was ihr in der Arbeit mit den Favelakindern wirklich braucht ist unendlich viel Liebe". Ich erlebe, dass sie damit sehr recht haben. 


Weihnachtliche Grüsse aus dem sonnigen Brasilien, 
Jonas






Freitag, 2. Dezember 2011

Bälle

Gerade sind wir in der "Aula de Circo" am Bällebasteln. Jedes der Kinder im Nucleo Peinha und Monte Azul wird, wenn es zeitlich klappt, bis Weihnachten drei Jonglierbälle aus Luftballungs und Vogelfutter basteln. Unsere Idee ist, dass wir in folge dessen noch vor Weihnachten den Kindern die Grundlagen der Dreiballjonglage beibringen und sie über die Feiertage bzw. die Sommerferien (!) üben können. Im Anschluss findet ihr ein paar Bilder, die das Basteln der Bälle zeigen. 


Die Kinder mögen das Basteln, sind mit Freude dabei und einige haben zu uns sogar schon gesagt, dass sie sich das Material kaufen werden und zuhause weitere Bälle als Weihnachtsgeschenke basteln werden. 
Herausfordernd für uns ist immernoch, dass es den Kindern sehr schwer fällt wenn wir etwas erklären ruhig zu sein und aufmerksam zuzuhören. Sie leben sehr intensiv im Moment und können sich sehr schwer disziplinieren und nur auf eine Sache konzentrieren. Da ist dann doch der Witz des Nachbars wichtiger, als dabei zuzuhören was die "Gringos" (Weissen) gerade erklären. Doch ich bin überzeugt, wir werden an den Herausforderungen wachsen. 






Herzliche Grüsse aus dem Sommer, 
Jonas

blogarchiv