Samstag, 21. Juli 2012

hoch.tief.weiter.

Seit Anfang Juli bereiten wir uns mit den Kindern gezielt auf die geplante Aufführung im August vor. Da die Kinder momentan Ferien haben, nutzen wir nun immer die frühen Morgenstunden bis zum Mittag für die Erarbeitung unseres Spektakels. Die "Aula" beginnt um 8:00 Uhr. Im Kreis klatschen wir einen Rhythmus und singen ein Morgenlied, dann umarmen wir uns alle, wünschen einen guten Morgen und gehen zum gemeinsamen Frühstück. Anschließend beginnt das Training und die verschiedenen Aktivitäten und um 11:15 gehen wir Mittagessen. Auch wenn nicht immer alle Kinder ganz pünktlich sind und wir dann in die Häuser gehen müssen um sie zu wecken, bin ich sehr froh um die Veränderung der "Arbeits"-Zeit. Vorvorletzte Woche hatten wir jeden Tag wunderschönes Wetter und es war eine große Freude mit den Kindern in der Sonne zu sein und Circusstunde zu machen. Außerdem sind die Kinder am Morgen aufmerksamer und ruhiger, was sich allgemein positiv auf das Training auswirkt. In Hinblick auf die nahende Aufführung haben wir damit begonnen Theaterübungen zu machen, die den Kindern immer großen Spaß machen. Desweiteren haben wir Ideen gesammelt für eine Geschichte, die der Rahmen unseres Programmes sein soll und wir haben angefangen den Text für unser eigenes Circuslied zu schreiben. 
Während der letzten beiden Wochen hatten wir allerdings auch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Manche Kinder kamen an einigen Tagen nicht zur "Aula" oder waren verreist ohne uns bescheid zu sagen... einmal waren wir nur zu viert in der Stunde, darunter zwei Trainer. Es gab leider auch recht viel Streit und Unstimmigkeiten unter den Kindern in der Gruppe. Es wurde sich geärgert und beleidigt, so dass ein Mädchen schon meinte sie komme nicht mehr zum Circus, weil die Jungen sie nicht in Ruhe lassen. Drei unserer Schüler sind schon etwas älter (12) als die anderen, die in der Regel noch unter 10 Jahre alt sind und manchmal können sie nicht einschätzen wo die Grenzen sind und sehen nicht ein, dass man als älterer Rücksicht nehmen und seine Kräfte kontrollieren muss. Diese kleinen Kämpfe und Streitereien halten uns immer wieder auf und wir verlieren Zeit, die wir schöner nutzen könnten, sie zeigen jedoch auch, an welchem Punkt noch gelernt werden muss, nicht nur in Bezug auf das Verhalten der Kinder, sondern auch in Bezug auf die Art und Weise unserer Arbeit. Es liegt an uns wie die Kinder in der Stunde mitmachen und sich untereinander verhalten. Wir können Streit verhindern, indem wir die richtigen Mittel anwenden, indem wir selber die richige Stimmung ausstrahlen und Freude verbreiten. Das ist in manchen Situationen eine echte Herausforderung, aber wir und die Kinder verbessern uns von Mal zu Mal. 
Mittlerweile ist das Datum der Aufführung schon in greifbarer Nähe und die organisatorischen Arbeiten häufen sich. Der Text des Circusliedes muss noch fertiggestellt werden, außerdem wollen wir ein Logo für unseren Circus kreieren und beides noch vor der Aufführung. Desweiteren sind wir dabei den genauen Ablauf und die einzelnen Nummern des Programms zu erdenken, das Bühnenbild zu gestalten, Plakate zu entwerfen, Musiken auszusuchen und zu lernen etc. Der Traum von einer kleinen Tournee mit den Kindern, scheint nach langer Ungewissheit nun endlich doch in Erfüllung gehen zu können. Von der Associacao aus dürfen wir die Reise mit den Kindern nur machen, wenn uns eine bei Monte Azul angestellte Person begleitet und die Verantwortung mitträgt. Nach der erfolglosen Suche einer solchen Person haben wir endlich jemanden gefunden, der uns unterstützen wird und damit den ersten großen Schritt getan. Die folgenden Schritte sind die Organisation der Aufführungsorte, der Transport, die Verpflegung, die Unterbringung... es gibt viel zu tun und außerdem ja auch noch das Training mit den Kindern und Sonderproben mit denjenigen, die die schauspielerischen Parts der Geschichte übernehmen werden. Fast alle Gedanken drehen sich jetzt nur noch um die Aufführung und um alles, was dafür noch getan werden muss. Daneben ist wenig Platz für Gedanken über die Kürze der verbleibenden Zeit in Brasilien und Reflektion. In den Köpfen der Kinder merke ich, wie unser Programm langsam greifbarer wird. Alle Aspekte, die Umsetzung der Geschichte verbunden mit den Elementen des Circus, das alles ist für sie ganz neu und unbekannt. Den Freiraum zur Selbstgestaltung, den wir ihnen geben wollen, wissen sie oft gar nicht zu nutzen, deswegen versuchen wir doch auch schon festere Pläne und Vorgaben zu machen, die ihnen Sicherheit geben sollen. 
Es sind noch zwei Wochen bis zur geplanten Premiere und noch viele Schritte müssen getan werden, aber ich bin voller Zuversicht und Freude in Hinblick auf die gemeinsame Zeit und den Prozess hin zur Aufführung. 


Ich grüße Euch alle von Herzen,
Eure Sonja



1 Kommentar:

  1. Waow - wie schön von euch zu hören!
    Einfach genial, was ihr da macht - ich bin unglaublich beeidruckt und gerrührt.
    Ich sende euch viel Energie und Freude und wünsche euch von Herzen alles Beste für euer wunderbares Projekt und die bevorstehende Aufführung.
    liebe Grüße aus Deutschland
    ich freue mich auch zu sehen
    Wilko

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